Berühmte australische Sportler

Moderator: jumbuck

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jumbuck
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Berühmte australische Sportler

Post by jumbuck »

Hallo zusammen,
in diesem Thread soll über australische Sportler berichtet werden, also über ihr Leben vor dem Sport, das Leben nach dem Sport und natürlich die Erfolge die sie als Sportler feierten.
Da ich außer dem australischen Fußball (und mittlerweile ein bisschen vom Basketball und Hockey) nicht wirklich Ahnung von australischen Sportlern aus früheren Zeiten habe , bitte ich euch den Anfang bei diesem Thema zu machen, denn ich könnte mir zwar alle Infos aus z.B. Wikipdia herausziehen, aber das finde ich dann auch irgendwie blöd.

Also, los geht´s mit dem Berichten über berühmte australische Sportler! :D

VG aus Hamburg,
Raphael

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Markus
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Post by Markus »

Hallo,

ich denke, dass Mark Schwarzer hier unbedingt erwähnt werden sollte. Er ist aktiver Fußball-Nationaltorhüter der australischen Mannschaft in mehr als 20 Spielen. In den großen internationalen Turnieren dem Konföderationen-Pokal 2005 und der WM 2006 hat er den "Kasten" verteidigt.

Kurz nach seiner Geburt 1972 wanderten seine Elten mit ihm von Deutschland nach Australien aus. Als Fußballer hütete er die Tore verschiedener Vereine der deutschen Bundesliga, bis er in der 2. Hälfte der 1990er Jahre in die englische Premiere League zum FC Middlesbrough wechselte.

Sehr schön finde ich, dass ihn sowohl die englischen Fans vom FC Middlesbrough als auch die australischen Fans als Nationalspieler respektieren.

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ditido
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John Landy

Post by ditido »

John Landy- the tireless Australian
Als Unermüdlicher, als Perfektionist, als ein Sportler, der auf der Suche nach dieser Vollkommenheit Tag und Nacht trainierte, so wird John Landy, der erste wirklich große australische Läufer, im Gedächtnis der Leichathletikfreunde bleiben.
Bei John Landy war alles anders als bei vielen australischen Sportlern. Noch heute quälen sich in DU tausende junge Leute hart und unerbittlich gegen sich, um sportliche Höchstleitungen zu erbringen. Es ist schon kein Geheimnis mehr, dass Weltrekord, Olympiasieg oder Weltmeisterschaft in Australien neben Ruhm auch gesellschaftliche Anerkennung, berufliche Karriere und Reichtum bedeuten. Doch bei John Landy war vieles anders. Gaston Reiff, der belgische Olympiasieger von 1948, sagte über den Wunderläufer Emil Zatopek, dass „der unermüdliche Motor Herz den Sportler, den Willensmenschen, zu so hervorragenden Leistungen befähigte“. Und Zatopek kommentierte „seine einzige Zielsetzung sei, die eigenen Leistungen zu überbieten.“ Das hätte auch John Landy sagen können.
Aber er war auch ein Mann der Wissenschaft, studierte an der Melbourner Universität Landwirtschaftswissenschaften und graduierte 1954 zum Bachelor.
Während des Studiums kam sein Interesse an der Königsstrecke der Leichtathletik, dem 1500 Meter Lauf. Und durch seine Bemühungen und Erfolge gehörte er schon 1952 dem Australischen Olympiateam an.
Der Beginn des leichtathletischen Höhenfluges war 1954. Am 21. Juni 1954 lief er in Turku (Finnland) Weltrekord über 1500 Meter in 3:41,8 min, lief als zweiter Mensch der Welt, nach Roger Bannister, die Meile unter vier Minuten (3:58,0 min). Ein Weltrekord, der drei Jahre allen Angriffen widerstand. Weltweit bekannt wurde Landy durch sein zwar verlorenes Rennen gegen Bannister bei den Empire Games 1954 in Vancouver. Über 100 Millionen Menschen am Radio und weitere Millionen über TV verfolgten das „Jahrhundert- Rennen“ oder „Traumrennen“, wie es die Presse titulierte. Eine Skulptur vor dem Stadion erinnerte an dieses große Rennen. Landy schaut über seine linke Schulter nach Bannister, der in diesem Moment rechts überholt. John Landy witzelte über diese Skulptur „Lots Weib wurde wegen ihres Zurückschauens in eine Salzsäule verwandelt. Ich bin wahrscheinlich der einzige der dafür zu Bronze wurde.“
Dann kamen die Olympische Spiele in Melbourne 1956. Landy wurde, ohne das er dies wollte, zum Nationalhelden stilisiert, von dem man die Goldmedaille erwartete. Im Vorfeld der Olympiade fanden die australischen Meisterschaften in Melbourne statt. Dort arrangierte man einen Weltrekordversuch über 1 Meile. Bei diesem Rennen brachte der große John Landy, weil er wegen Behinderung abstoppen mußte, einen jungen australischen Läufer, den Meilen-Juniorenweltrekordler Ronald Clarke unbeabsichtigt zu Fall. Landy stoppte, half Ron wieder auf die Beine, verzichtet auf Sieg oder Rekord. Er spornte den jungen Clarke sogar an, eine persönliche Bestzeit zu laufen. Diese spontane Reaktion eines großen Sportler wurde nie vergessen und wird noch heute als einer der größten Momente in der australischen Sportgeschichte bezeichnet.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass man das Foto von eben diesen Moment zum besten australischen Sportfoto des 20. Jahrhunderts wählte.

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Beide Akteure hatten dann ihre großen Auftritte bei dem Olympischen Spielen. Ron Clarke entzündete als Schlussläufer das Olympische Feuer, John Landy sprach den olympischen Eid.
Dann kam der olympische Vorlauf über 1500 Meter in Melbourne. Ohne Absicht verletzte John Landy unsere Medaillenhoffnung Siegfried Herrmann durch diesen unglücklichen Tritt in die Achillessehne. Noch heute glauben Sportexperten, dass der Sieg des Iren Ron Delany und der zweite Platz von dem Deutschen Richtzenhain auf das mentale Defizit des John Landy zurückzuführen ist. John hat sich die ungewollte Verletzung eines favorisierten Konkurrenten nie verziehen.
Seit 1956 widmete sich Landy mehr seiner wissenschaftlichen Karriere. Er promovierte zum Doktor der Rechte und zum Doktor der landwirtschaftlichen Wissenschaft. Darauf folgten bis 2004 noch zwei Ehrendoktorverleihungen. John Landy hat zwei Bücher geschrieben.
Seit 1971 ist er verheiratet. Das Ehepaar hat zwei Kinder
Seine Ehrenämter für Sport und Land sind zahllos. Von Januar 2001 bis zum 7. April 2006 wirkte John Landy als 26. Gouverneur von Victoria.
Und am 15. März 2006 begeisterte der mittlerweile 76jährige John Landy als Schlussläufer der königlichen Staffel zu den Commonwealth Spielen in Melbourne die Massen.
Ein großer Sportsmann und Zeitgenosse. Ein Vorbild!
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ditdio
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ditido
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Herb Elliot

Post by ditido »

Herb Elliot-The greatest miler of all time
Jedes Mal, wenn wir in Perth sind suchen wir den Scarborough Beach auf. Und ich mache, wenn mich Perther nach meinen Lieblingsstrand unter den 15 Stränden der Großstadt fragen, aus meiner Sympathie für diese Sandoase keinen Hehl. Meist ist die Reaktion der Perther dann ein verschnitztes Grienen. Natürlich ist mir bekannt, dass an diesen Strand zu bestimmten Zeiten FKK erlaubt ist. Doch das ist nicht der Grund für meinen Besuch. Was die meisten Perther nicht wissen, hier trainierte einer der größten Mittelstrecker, den die Welt je hatte, unter Anleitung seine Trainers Percy Cerutti, der schon John Landy trainiert hatte. „Die Athleten müssen kämpfen, müssen ständig fighten. Die anderen Athleten sind trabende Pferde, aber meinen Leuten habe ich beigebracht zu galoppieren!“ Das war die Devise des Trainers. Und so jagte er Elliot bei glühender Hitze in schweren Stiefeln über den weichen Sand. Als dieser im Trainingscamp bei Melbourne im Sand fast ohnmächtig stürzte, rief Cerutti nur „Schneller, es war nur der Schmerz“ Was das bedeutet, kann der ermessen, der in Perth und bei Melbourne vor Ort ebenfalls durch die Dünen, wenn auch „nur“ mit Turnschuhen, gelaufen ist. Eine wirkliche Pferdekur.
Der Sportler und Mensch Herbert James Elliot (25. Februar 1938) ist der Leichtathlet, den ich von allen australischen Sportlern am meisten bewundere. So wie er auf der Bühne des internationalen Sportes erschien, Erfolge hatte und wieder verschwand hätte er auch den Beinamen „Der Außerirische“ verdient.
Die Karriere des Herb Elliot war kurz. 1954, damals 16 Jahre alt, erschien er zum ersten Mal in den Bestenlisten unter „ferner liefen“ mit 4:25,6 über die Meile und 1:57,0 min über 880 Yards. Die Olympischen Spiele von Melbourne waren der Auslöser, sich intensiver mit der Leichtathletik zu beschäftigen. 1958 auf seiner Europatournee stellte er am 6. August in Dublin einen Traumweltrekord über die Meile mit 3:54,5 min auf. Zuvor hatte er bei den Commonwealth Games in Cardiff, so mehr zur Eingewöhnung, schon die 880 Yards und die Mile gewonnen. Und drei Wochen später düpierte er in Göteborg im Alleingang die gesamte Weltelite mit sagenhaften 3:36,0 min über 1500 Meter. Als er 1962, mit 24 Jahren abtrat, hatte er in seiner Laufbahn jeweils nur ein Rennen über 1500 Meter und über die Meile verloren. Mit 17 Traummeilenzeiten, d.h. 17 Mal unter vier Minuten, mit 44 Siegen über diese Distanz wurde er zur Legende. Seine Rekorde hielten über die Meilen bis 1962 und über 1500 Meter bis 1967. Obwohl er schon am 19. April 1962, mit 24 Jahren, vom aktiven Wettkampfsport zurücktrat, blieb er dem Laufen als Freizeit- und später Seniorläufer treu. Natürlich ungeschlagen!
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Dann kam das Olympiajahr 1960. Elliot nutzte den Aufenthalt in den USA, um verschiedene taktische Elemente beim Lauf zu erproben. Obwohl ungeschlagen waren die Zeiten nicht überragend. Daraus schlussfolgerten Experten, dass Elliot sich in einem Formtief befände und aus den Kreis der Olympiafavoriten zu streichen sei. Dann kam der 6. September 2000. Der Tag des der olympischen Endlaufs über 1500 Meter in Rom. Die beiden ersten Runden liefen die Teilnehmer relativ verhalten. Dann stürmte Cerutti, die Ordner zur Seite stoßend, an die Laufbahn. Er schwenkte seine weiße Hemdbluse über den Kopf. Kein Zweifel! Das war ein Zeichen für Elliot. Und dieser reagierte prompt. Er erhöhte das Tempo und die anderen blieben förmlich stehen. Immer größer wurde der Abstand zwischen Elliot und seinen Mitkonkurrenten. In sagenhaften 3:35,6 min deklassierte Herb Elliot die versammelte Weltelite der Mittelstreckler. Unter ihnen Männer wie Jazy und Rozsavölgyj. Er hätte so noch 110 Yards weiter laufen können, kommentieret Elliot seinen Sieg. Dass das keine leeren Worte waren bewies er nach der Olympiade, als er innerhalb von 30 Tagen 13 weitere Rennen siegreich bestritt.
Für seine sportlichen Erfolge erhielt er 1958 den Helms Award und wurde 1964 zum Member of British Empire (MBE) ernannt. Schon 1958 wählte west Australia „ihren“ Elliot, der ein Absolvent des Aquina College in Perth ist, zum Bürger des Jahres. Später rechnete man ihn sogar zu den 100 bedeutendsten Bürger von WA.. Eine Bronzeplatte auf der St. George Street erinnert an den Olympiasieger.
Elliot beendete seine sportliche Karriere, als er die einmalige Chance bekam, nach Abschluss seines Hochschulstudiums einer der CEO (Chief executive officer) von Puma in Nord Amerika zu werden. Zu dieser Zeit war er ob seines Olympiasieges schon ein australischer Hero. Der neue Job erforderte seinen vollen Einsatz. Doch Elliot meisterte die Aufgabe ebenso meisterlich wie seine Läufe. 1997 kam er als erfolgreicher Geschäftsmann zurück nach Australien. Hier übernahm er den Posten des "Director of Athlete and Corporate Relations with the Australian Olympic Committee”.
Besonders konzentrierte er sich bei seiner Tätigkeit auf Motivation und Unterstützung junger Athleten, die sich auf die Olympiade 2000 in Sydney vorbereiteten. Sein Buch „Winning attitudes“ beschreibt den Einfluss des Sports auf das Leben eines Menschen. Es gibt eine Briefmarke mit seinem Bild, die Herb Elliot Avenue im Olympiakomplex in Sydney.
Elliot gehörte dem dreiköpfigen Gremium an, das eine Anstellung des ehemaligen DDR Leichtathletiktrainers Ekkart Arbeit, dem Dopingverstöße und Stasi Kontakte vorgeworfen werden, verhinderte. 2002 wurde ihm mit dem „Companion of Australia“ die höchste Auszeichnung des Landes verliehen. Er war einer der Fackelträger vor dem Olympiastadion 2000 in Sydney.
Noch heute seine Vorträge über sein Wissen über die Zusammenhänge von Sport und Gesellschaft gesucht und überlaufen.

Sein Resümee „Der Sport gab mir das Selbstvertrauen, das mir vorher im Leben fehlte“ ist auch ein Fingerzeig für die Jugend. Weltweit! Man muß solche Ratschläge nur nutzen.
Last edited by ditido on 27. November 2006 15:43, edited 1 time in total.
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Re: Herb Elliot

Post by jumbuck »

ditido wrote: Und drei Wochen später düpierte er bei den Europameisterschaften in Göteborg im Alleingang die gesamte Weltelite mit sagenhaften 3:36,0 min über 1500 Meter.
Sry dass ich hier einfach mal dazwischenfunke, aber seit wann nehmen Australier an Europameisterschaften teil?
Denn soweit ich weiß liegt Australien nicht in Europa :mrgreen:
Meinst du evt. Weltmeisterschaft?

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Post by ditido »

Hallo jumbuck, Du hast Recht. Ich habe da was verwechselt. Australien liegt ja wirklich nicht in Europa. Irre! Warum hat mir das vorher keiner gesagt?
Die Europameisterschaften 1958 waren in Stockholm. Und der Weltrekord wurde dannach in Göteborg aufgestellt.
Ich habe die entsprechende Passage also geändert. Aber eigentlich war es für mich "Wurscht", da fast das komplette Endlauffeld der EM in Göteborg wieder dabei war. Für die Statistik ist es aber wichtig, dass ein "Fremder" nicht an der EM teilgenommen hat.
Dieser phantastische Weltrekordlauf war am 27. August 1958 in Göteborg.
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Ron Clarke

Post by ditido »

Ron Clarke- The Puncher
“Ich glaube, ich kann laufen, wie ich will. Ich werde hier in Melbourne wohl immer nur „Jack Clarkes brother“ bleiben……“
Das sagte der unbestritten berühmteste Läufer Australiens, dessen Bruder ein sehr guter Australian-Rules footballer war. Unbestritten der Berühmteste, obwohl er in seiner Karriere „nur“ eine Olympische Medaille (Bronze 1964 in Tokio über 10000 Meter) errang. Und auch bei den Commonwealth Games 1962, 1966 und 1970 reichte es ebenfalls „nur“ für vier Silbermedaillen.
Dem gegenüber stehen aber 19 aufgestellte Weltrekorde. Unvergesslich sein 10.000 Meter Weltrekord am 14.Juli 1965 in Oslo. Mit unglaublichen 27:39,4 pulverisierte er seinen eigenen Weltrekord (28:15,6 von 1963) um unfassbare 34,6 Sekunden. Ein Meilenstein in der Geschichte der Leichtathletik. Sieben Jahre hielt die Marke allen Angriffen stand.
Schon als Melbourner Schuljunge fiel der am 21. Februar 1937 geborene Ron durch sein läuferisches Talent auf. Er war der schnellste Juniorenläufer der Welt. Aber er spielte auch Football. 1954 erhielt der 17 jährige Ron, der nicht so recht wusste, für welche Sportart er sich entscheiden sollte, einen Brief vom großen John Landy, mit vielen Trainingstipps.
„Dieser Brief gehört noch heute zu meinen größten Kostbarkeiten“ sagte Ron bei einem Interview.
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Die Geschichte mit dem Sturz und dem olympische Fackellauf habe ich bei der John Landy Story schon erzählt. Und als alle dachten, nun entwickelt sich ein neuer Wunderläufer, hörte der Student der Finanzwisssenschaften mit der Leichtathletik auf. Er lernte seine noch heutige Frau Helen kennen, fand den Aufbau einer harmonischen Beziehung wichtiger, als sich im harten Intervalltraining zu verschleißen. „Die große Hoffnung Australiens, Ron Clarke, ist in das Dunkel der Bedeutungslosigkeit zurück gefallen“ schrieb eine englische Leichtathletikzeitung 1962. Und derselbe Journalist stellte an gleicher Stelle ein Jahr später fest. „Ich habe in Sydney einen 10 000 Meter Lauf gesehen der mich wie kein anderer beeindruckt hat. Verlierer waren der 10.000 Meter Bronzemedaillengewinner von Rom Power, der Commonwealth Hindernissieger von 1963 (Perth) Vincent und die starken Japaner Watanabe, Kimihara, Sato. Im Ziel waren sie alle nicht mehr zu sehen. Der Sieger Ron Clarke hatte sie fast „auseinander genommen“. Schon einen Monat später "liquidierte" der Puncher die Weltrekorde über 6 Meilen und 10.000 Meter.
A star was born!
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Über den olympischen10.000 Meter Lauf in Tokio, wo Clarke die Bronzemedaille gewann, ist viel geredet und geschrieben worden. Der große Emil Zatopek bezeichnete diesen Lauf als das größte olympische 10.000 Meter Rennen aller Zeiten. Viele Experten sind auch heute noch der Meinung, dass Clarke nur sein Tempo bis zum Schluss hätte weiter bestimmen müssen, um zu gewinnen. Dieser Lauf, so seine Kritiker, sei der beste Beweis, dass sein Problem schon immer die mangelnde taktische Flexibilität war. Stets bestritt er seine Rennen mit einem hohen Anfangstempo. Mit dieser Flucht nach vorne ging er zwar allen Komplikationen zu Beginn eines Rennens aus dem Weg, zum Ende reichte es dann aber vielfach nicht mehr. Das Publikum liebte ihn zwar dafür, bei großen Meisterschaften reichte es dann meistens nicht. zum Sieg. Clarke sah das anders. „Ich bin kein großer Spurtläufer. Ich muß auch meine Gegner führen lassen, damit sie ihre Kräfte verbrauchen. Die anderen Läufer werden fast immer siegen, wenn sie die letzte Runde genauso frisch wie ich angehen.“
Alle drei Medaillengewinner 1964 blieben unter 28:30 min. Für Clarke war die Niederlage bei der Olympiade eher Ansporn. In den ersten 10 Wochen des Jahres 1965 startet er 23 Mal (zwischen 880 Yards bis zu den 10 Meilen). 23 Rennen in 73 Tagen, das heißt jeden dritten Tag einen Wettkampf, von denen drei mit einem Weltrekord endeten. Und als seine Gesamtantwort auf die olympische Niederlage sah er zwischen Dezember 1964 und Juni 1965 seine sechs Weltrekorde. Der Puncher schlug zurück, besiegte sogar den 5000 Meter Olympiasieger Schul (USA) im Spurt!
Und dann kam der 14. Juli 1965 in Oslo. Ein Weltrekordlauf über 10.000 Meter, der alle Vorstellungen sprengte. Schon die 5000 Meter Zwischenzeit (13:45 min) hätte zum Platz 24 in der ewigen Weltbestenliste gereicht.
Unter dem Strich bleibt für 1965 eine einzigartige niemals wiederholte Erfolgsserie. Ron stellte in einem Zeitraum von 6 Wochen in 16 Rennen in acht verschiedenen Ländern 11 Weltrekorde auf!
Niemals überwunden hat Ron die vernichtenden Niederlagen bei der Olympiade 1968 in Mexiko. „Ich stand förmlich neben mir“ sagte der Champion über die damalige Situation. Zermürbt durch Hitze, die Luftfeuchtigkeit, die unglaubliche Umweltverschmutzung der Luft in Mexico City, verbunden mit dem ungewohnten Sauerstoffmangel in der Höhe, war Clarke nicht in der Lage zumindest sein durchschnittliches Leistungsvermögen zu erbringen. Die Schilderung der örtlichen Witterungsbedingungen auf den Gesundheitszustand von Ron Clarke liest sich dramatisch und bedrohlich. „Ich denke, es war ein Fehler, die Spiele nach Mexiko zu vergeben“ sagt Clarke heute.
An Ehrungen hat es in seinem Leben nicht gemangelt. 1965 wählte ihn die BBC zum Internationalen Sportler des Jahres, gleichzeitig wurde er Weltsportler des Jahres, Athlet des Jahres in den USA und in United Kingdom. 1966 wählte ihn die französische Sportakademie zum Weltsportler 1966. Natürlich wurde er auch mit dem Orden MBE ausgezeichnet.
Schon während seiner sportlichen Karriere begann auch sein erfolgreicher geschäftlicher Aufstieg. Er organisierte und beaufsichtigte die Verbreitung bekannter Sportmarkenartikel (Adidas, Nike, Le Coq Sportif) in Australien. Später zog die Familie nach England um. Nach einer 13 jährigen Tätigkeit im Health und Fitness Club London und im Cannon Country Club in Bath kam er mit seiner Frau Helen und den drei Kindern zurück nach Australia. Von 1995 bis 2000 leitete er Planung und den Bau des später 15 Mal ausgezeichneten Couran Cove Resort in South Stradbroke Island an der Goldküste.
Durch sein sportliches Vorleben, durch seine glückliche Ehe und durch seine beruflichen Erfolge hat sich Ron immer mehr zu einem Philanthropen entwickelt. Ein Teil seiner 12 Bücher behandeln dieses Thema. So wurde er folgerichtig 2001 in Melbourne Präsident des CEPA Trust (Council for the Encouragement of Philanthropy in Australia).
Dem folgte 2004 seine Wahl zum Bürgermeister von Gold Coast.

Der Mensch und Sportler Clarke war und ist bei dem Publikum und den Sportskameraden sehr beliebt. Jeder der damaligen Weltklasseläufer, die auf den fast 10 Jahre bestehenden 5000 Meter Weltrekord von Wladimir Kuz (UdSSR) Jagd machten, bestätigte, dass Ron Clarke, der diesen Rekord am 16.Januar 1965 in Hobart unterbot, der würdigste und beste Nachfolger von Kuz war.
Clarke wurde auch der „Gentleman der Aschenbahn“ genannt. So trat er 1965, weil er aus Termingründen nicht am Endlauf teilnehmen konnte, bei einem Vorlauf zur Meisterschaft von Victoria in Führung liegend kurz vor dem Ziel von der Aschenbahn, um anderen Läufern nicht die Endlaufchance zu nehmen. Bei anderer Gelegenheit ging er nach einem Weltrekordlauf zum Mikrofon und bedankte sich bei den Zuschauern für die Anfeuerung.
Zum Olympischen Fackellauf 1956 vertrat er immer die Meinung, dass seine Wahl zum Endläufer falsch war. Viel eher hätte das Majorie Jackson, Weltrekordlerin, Weltmeisterin und zweifache olympische Goldmedaillengewinnerin von 1952 verdient.
„Ich hatte damals eben Glück“ kommentierte er die Situation von 1956 auch noch im Jahre 2006, nunmehr als Bürgermeister der Gemeinde Gold Coast (Queensland). „Aber Majorie bekam ja noch die ihr zustehende Anerkennung, als sie eine der acht Olympiafahnenträger 2000 in Sydney war.
Im März 2006 war auch Ron Clarke einer der Schlussläufer des Fackellaufes bei der Eröffnungszeremonie der Commonwealthspiele in Melbourne. Diese Ernennung ist eine hohe Auszeichnung für australische Sportler.
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Gefragt, ob das Entzünden der Olympischen Flamme 1956 in Melborne der größte Moment seines Lebens war, verneinte der 69 jährige Ron lachend.
“Die größten Glücksmomente in meinem Leben waren in dieser Reihenfolge: die Hochzeit mit Helen, das Aufstellen neuer Weltrekorde und das Erleben, wie Jack 1965 Essendon zur Meisterschaft führte.“

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Nachtrag zum australischen Wunderläufertrio

Post by ditido »

Mit den Geschichten von drei Ausnahmesportlern aus Australien, die aber nicht nur durch sportliche Leistungen, sondern durch ihr Leben und ihr Auftreten in der Öffentlichkeit Vorbilder geworden sind, wollte ich Euch drei Australier vorstellen, die auch wir verehren können.
Ich hoffe sehr, dass nun auch andere Forumleser über Ihre australischen Sportidole berichten werden.
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Rod Laver The Rockhampton Rocket

Post by ditido »

Rod Laver The Rockhampton Rocket
Rodney George Laver, nur als Rod Laver bekannt, ist einer der Sportler, dem seine Umwelt schon zu Lebzeiten Kränze flocht. So nannte Melbourne im Jahre 2000 die 15.000 Zuschauer fassende Tennis Arena, nach dem australischen Hero, dessen Skulptur den Eingangbereich ziert. Jedes Jahr finden die Australien Open hier statt. Bezeichnend ist, dass der Sieger von 2006, der Schweizer Roger Federer, im Interview sagte, dass dieser Sieg zwar wichtig war, aber bedeutender fand er, dass ihm die Tennislegende Rod Laver den Cup überreichte. Unter den besten 40 Tennisspielern der Welt (2005) nimmt Rod einen achten Platz ein. Und das, obwohl man ihm, da er 1963 Profi wurde, drei Jahre lang bis 1968 nicht an Grand Slam Turnieren teilnehmen ließ.
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Vor der Rod Laver Arena steht ein Orientierungspfahl. Hier kann man die Richtung und die Entfernung zu den anderen Tennistempeln, in denen Rod siegte, ablesen.
Rod, geboren 1938 in Rockhampton (Queensland) war schon ein hervorragender Juniorenspieler, da das Tennisspiel in der Familie einen hohen Stellenwert hatte. Mit 17 Jahren gewann er die US- Junior Championchip. Nach einer „Anlaufzeit von drei Jahren kam mit der Finalteilnahme 1959 in Wimbledon sein Durchbruch bei den Senioren. Seine Siege im Herrendoppel und im Mixed 1959 und 1960 bei den Australien Open deuteten diesen Leistungssprung schon an. So wie manche Boxer im Kampf gegen eine Rechtsausleger ihre Schwierigkeiten haben, hatten viele Gegner mir dem Linkshänder Rod Laver so ihre Probleme. Außerdem hatte er einen ausgeprägt kräftigen linken Arm, dessen Muskeln deutlich die des rechten Armes übertrafen. Seine Spielweise war geprägt von harten, überraschenden Bällen. Den Namen „Rocket (Rakete)“ gab ihm schon sehr früh sein Trainer, da die Kraft, die in seiner Vorhand und Rückhand lag, die Dynamik seiner Aufschläge und die fast nicht abzuwehrende Schmetterschläge kaum zu überbieten waren. Von seinem Top Spin schwärmen Tennisexperten noch heute.
Leider konnte ich nicht ermitteln., ob Rod auch mit der linken Hand unterschrieben hat. Es ist aber sehr wahrscheinlich.
Nach weiteren Siegen 1960 und 1961 kam mit 1962 seine beste Saison. Mit 24 Jahren siegte er bei 21 Turnieren. Darunter alle vier Grand Slam Turniere. Besonders interessant ist, dass er bei den Australien Open 1961 mit einem verstauchten Handgelenk spielte, dessen Bandage er mit abgebrochenen Streichhölzern stabiler machte. Immerhin gelang so noch der Sieg im Herrendoppel.
Dann wechselte er ins Profilager. Finanziell sehr erfolgreich. Er war der erste Tennisspieler der Welt der über 1 Million Dollar Preisgelder gewann.
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Als man die Profis 1968 wieder zu den Grand Slum Turnieren (Australien Open, French Open, Wimbledon, U.S. Open) zuließ holte sich Rod den Wimbledon Titel. Diesem Erfolg ließ er 1969 den zweiten Sieg in allen vier Grand Slum Turnieren folgen. Ein bisher nie wieder erreichter Rekord, da der Sieg in allen Grand Slum Turnieren der erstrebenswerteste und höchste sportliche Erfolg in der internationalen Tennisszene ist.
Rod Laver gewann insgesamt 11 Mal ein Grand Slum Einzel und war vier Mal Wimbledon Sieger.
Noch 1973 führte Rod das australische Tennisteam zum fünften mal zum Sieg beim Davies Cup.
Neben der Tennisarena ist sein Name auch durch den Rod Laver Tennisschuh, den es seit 1970 gibt, noch heute bekannt. Er soll sich sehr zum Spielen von den Freestyle Footbag eignen.
1981 wurde Rod Laver in die Hall of Fame des internationalen Tennissports, die sich in Newport, Rhode Island befindet, aufgenommen.
2003 erschien eine Briefmarke mit seinem Portrait.
Heute lebt der 68 jährige Rod Laver in einem Ruhestand, den man als sehr wohlhabend bezeichnen kann.
Eine sehr bekannte Rapcore Band darf seinen Namen tragen. Und „Rod Laver“ ist auch der Namen eine soft Drink, der in New Haven, CT entwickelt wurde.

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Betty Cuthbert Vom Greenhorn zum Golden Girl

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Betty Cuthbert Australia’s Golden Girl

Unter den herausragenden Sportlern Australiens sind Drei, die immer eine Sonderstellung behalten werden. Da ist der erste australische Weltmeister Ned Trickett. Ein Ruderer, der 1876 diesen Titel auf der Themse errang. 1912 wurde Fanny Durack über 100 Freistil die erste australische Goldmedaillen Gewinnerin bei der Olympiade 1912. Und dann eben noch Elisabeth (Betty) Cuthbert, das Golden Girl von Melbourne 1956, mit dem Gewinn der ersten Goldmedaille auf australischen Boden.

Mit großem Erschrecken las ich 2004 in Australien einen Zeitungsbericht über eben diese Betty Cuthbert. Auf dem Foto sah man eine freundliche Frau in den 60zigern im Rollstuhl. Und im Bericht die traurige Information, dass die einst so strahlende Olympionikin wegen einer Multiplen Sklerose nunmehr auf diesen Rollstuhl angewiesen ist. Eine Diagnose, die bei ihr schon 1969 gestellt wurde.
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Ziemlich spät, nämlich erst auf der Highschool, fand Betty zum Sprint. Als Achtjährige hatte sie sich schon mit wenig Erfolg an 50 und 75 Yards versucht. Aber dann lief die mittlerweile 18jährige im Vorfeld der Olympiade 1956 den sagenhafte 23,2 Sekunden Weltrekord über 200 Meter. Plötzlich hatte Australien neben der Weltrekordlerin über 100 Meter Shirley Strickland eine weitere Favoritin.
Der Verlauf bei Olympia ist bekannt. Betty Cuthbert gewann über 100 Meter, 200 Meter und 4x 100 Meter Gold. Über Nacht wurde der Teenager, das Greenhorn, zum Sweetheart der Nation. Die Melbourner jubelten der Sydneysiderin zu. Das Golden Girl Australia’s war der Liebling und der Stolz der Nation. Zumal der Sieg der Staffel mit Weltrekord nur durch eine unwahrscheinliche Energieleistung von Betty zustande kam.
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1958 war das Jahr ihrer ärgsten Rivalin Marlene Matthews. Hinter ihr wurde Betty sowohl bei den australischen Meisterschaften, als auch bei den Commonwealthspielen über 100 und 200 Meter jeweils „nur“ Zweite. Folglich glaubte Betty, es sei besser sich eine andere Strecke zu suchen. Zumal ihre Erfolge über 400 Meter und 440 Yards in Rekordzeit viel versprechend schienen. Doch der Sieg bei den australischen Ausscheidungen für Olympia 1960 und der Weltrekord über 200 Yards machten sie auch für Rom zur Favoritin. Wilma Rudolph (USA) war sicher nicht zu schlagen. Doch Betty laborierte, wie auch einige andere australische Athletinnen, an Magenprobleme. Dazu kann ein Knie Sehnenverletzung.
Selbst das Ausscheiden im 100 Meter Vorlauf bei der Olympiade 1960, bei der sie dann über 200 Meter nicht mehr antrat, beeinträchtigte ihre Beliebtheit nicht. Waren es bereits die ersten Krankheitsanzeichen? War es Formschwäche? Waren es mentale Defizite? Das Golden Girl beendete seine Karriere.
Um wie der Phönix aus der Asche 1962 bei den Commonwealthspielen in Perth über 400 Meter ein Comeback zu versuchen. Damals in Perth experimentierte sie noch. Verlor über 110 und 220 Yards, führte aber in einem grandiosen kämpferischen Rennen die australische 4x 110 Yards Staffel erneut zum Sieg.
In dem aufsehen erregenden Interview mit George Negus am 13. August 2003 Im TV WA sprach sie über ihre damalige Situation. „Ich hatte einen von Gott gegebenen Vorteil gegenüber vielen anderen Athletinnen für das 400 Meter Renen. Mein Alter! Ich hatte die 100 und die 200 Meter gewonnen Und nun in Tokio die 400 Meter. Was für eine Herausforderung! Dieser Sieg wäre für mich das Größte gewesen. Gott sagte mir, das ich es tun sollte. Also entschloss ich mich zum Comeback. Und wahrscheinlich sagte er dies zu mir als Erste. Eigentlich wollte ich es gar nicht tun. Dann aber dachte ich mir. OK, dann gewinnst du eben. Und ich gewann!”
Doch zunächst hatte sie sich gegen starke Konkurrenz im eigenen Land zu qualifizieren. Dies gelang trotz schon wieder aufgetretenen gesundheitlichen Problemen.
Die erste Olympiasiegerin über 400 Meter 1964 in Tokio hieß Betty Cuthbert. In einem spannenden Rennen, das Betty später als „das einzige vollkommene Renne, das ich je gelaufen bin“ bezeichnete siegte sie in der Rekordzeit von 52,01 Sekunden.
Mit 26 Jahren hatte sie vier olympische Goldmedaillen, einen Commonwealth Titel und zwei weitere zweite Plätze bei Commonwealthspielen aufzuweisen. Noch im gleichen Jahr trat sie vom aktiven Sport zurück und wirkte noch eine geraume Zeit als erfolgreiche Trainerin.
Australia hat sein „Golden Girl“ nie vergessen.
Noch heute steht Betty Cuthbert in engen Kontakt mit vielen jungen Athletinnen, die sie um Rat fragen. Und deren Vorbild Betty Cuthbert nicht nur durch ihre sportlichen Erfolge sondern auch durch den Kampf gegen die multiple Sklerose seit nunmehr 36 Jahren ist.
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Wie beendete G. Negus so treffend das Interview? „What a champion!“
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Hallo jumbuck, das waren nunmehr fünf Beiträge von mir. Nun bist Du dran!!
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Leider noch kein weiterer Beitrag. Na gut! Da wer ich noch einen Sportler hier vorstellen, den die meisten nicht kennen werden. Und der doch der Berühmteste aller australischen Sportler ist.
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The greatest player of the Century

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Sir Donald George Bradman "The Don"

Ich habe in den bisherigen Artikeln über berühmte australische Sportler erzählt.. Doch ich wette, dass die meisten von Euch den berühmtesten, den größten, den einzigartigen First Class Sportler, der für seine sportlichen Leistungen 1949 von King Georg IV. zum „Sir“ geadelt wurde, nicht kennen. Da geht es diesen Ausnahmeathleten wie Ludwig Leichhardt, den auch die meisten Deutschen nicht kennen, und der doch der berühmteste, verdienstvollste und beliebteste Deutsche in DU ist.
Im Oktober 2006 berichtete die australische Presse, dass ein Film über das Leben diese Ausnahmesportler gedreht werden soll. „The Bloody Ashes“ heißt der Film, der auf die berühmte Testserie „The Ashes“ anspielt. Alle zwei Jahre wird diese Cricket- Serie zwischen Australien und England ausgespielt. Es geht um eine Trophäe, eine kleine Urne, die nach australischer Auslegung „die Asche des englischen Crickets" enthält. Drin sind die verbrannten Überreste eines Kricketballs, der daran erinnert, dass Australien 1882 zum ersten Mal gegen England in England gewann.
Fest steht schon das Mitwirken von Russell Crowe, der die Rolle von Bradmans Kricket Team-Captain übernehmen soll. Wer aber Donald Bradman spielen wird, wusste damals der Drehbuchautor Peter Clifton noch nicht.
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Was war das für ein Sportler, der hoch angesehen und verehrt 2001 im Alter von 92 Jahren in Adelaide starb? Den alle Cricket Nationen übereinstimmend als den besten Spieler aller Zeiten bezeichneten?
Bradman wurde am 27. August 1908 in Cootamundra (NSW) geboren, ist in Bowral, wo heute das Bradman Museum und das Bradman Oval stehen, aufgewachsen und spielte schon mit 20 Jahren (30. November 1928) im australischen Cricket National Team. Seine so überraschenden Erfolge beim Spiel führt er auf das von ihm schon als Kind erfundene „Einmann Kricket" zurück. Mit einem Holzstumpf schlug er stundenlang einen Golfball gegen die halbrunde Ziegesteinwand, die einen Wassertank hinter dem Wohnhaus abgrenzte. Der ständig aus anderen Winkeln zurückprallende Ball schulte seine Reflexe und seine Technik des richtigen Treffens. Nach einem kurzen Tennis Intermezzo spielte er ab seinem 18. Lebensjahr für Sydney und nach bereits einem Jahr für NSW. Die Kritiken an seiner Spielweise 1828/1929 waren Anlass, diese Fehler genau zu analysieren und abzustellen. So begann eine Weltkarriere. Er wurde zum besten Right handed batsman (RHB) seiner Zeit und darüber hinaus. Nur die Zwangspause wegen des 2. Weltkriege (1939 bis 1946) verhinderte eine noch größere sportliche Leistung. Schon 1931, als er zu einem der fünf „Wisden Cricketers of the Year“ gewählt wurde, war er in Australien ein Hero. (Der seit 1864 jährlich erscheinende Wisden Cricket Almanack ist das Nachschlagewerk über Cricket schlechthin. Begründet von Johne Wisden, einem seiner Zeit sehr berühmten britischen Cricketer, der auch „The Little Wonder“ genannt wurde.)
Und als er am 14. August 1948 die sportliche Laufbahn beendete zogen die Statistiker folgendes Resümee:
In 52 Test Spielen und 80 Innings erzielte er 29-mal mehr als 100 Runs, und 13-mal zwischen 50 und 100 Runs.
Für die Nicht Cricket Kenner: Ein Innings im Cricket ist ein Spieldurchgang, währenddessen eine Mannschaft die ganze Zeit das Schlagrecht besitzt. Im Cricket ist dieser Begriff zugleich Einzahl und Mehrzahl (ein Innings, zwei Innings, ...). Ein Spiel besteht aus ein oder zwei Innings pro Mannschaft. Nur die Schlagmannschaft kann während des Innings Runs, also Punkte, erzielen. Es ist spätestens dann abgeschlossen, wenn 10 der 11 Batsmen (Schlagleute) dieser Mannschaft ausgeschieden sind. Vor dem Spiel wird durch Münzwurf (Toss) ausgelost, welcher Kapitän darüber entscheiden darf, welche Mannschaft zuerst schlägt.
Bradman stellte viele Weltrekorde auf. So war zum Beispiel der Rekord von 334 Runs (Punkte) in einem Innings damals eine Sensation. Der heutige Weltrekord, aufgestellt von dem West Inder Brian Lara, liegt bei 375 Runs
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Das Faszinierende an Bradmans Spielweise war seine Konstanz. Davon zeugt auch der Durchschnitt (Batting Average) seiner erzielten Punkte mit 99,94 bei der Test Serie und mit 95,14 bei den First Class Spielen. Das damalige zweitbeste Ergebnis weltweit war 60,97 Punkte. Auch dieser Unterschiede zeigt die Ausnahmestellung von Bradman und machten ihn zum berühmtesten Cricketer aller Zeiten. Seine Fähigkeiten als Schlagmann waren derart dominierend, dass die Briten spezielle Wurftechniken (Bowling Taktiken), bekannt als „fast leg theory“ oder "Bodyline", mit zum Teil unfairen und gefährliche Absichten entwickelten, die zur einer Verletzung von Bradman führte.
Die Ausnahmestellung von Bradman für das australische Team sah man besonders 1935/36 auf der Südafrika Tour. Wegen einer Erkrankung konnte Bradman nicht mitfahren. So hielt er sich mit Squash fit und gewann „nebenbei“ die Südaustralische Meisterschaft.
Es gibt heute keine Zweifler mehr. Trotz gelegentlicher Verletzungen war Bradman der dominierende Kricketspieler der 30ziger Jahre. Er beherrschte das Welt Kricket. Aber er stand auch wie ein Fanal für australischen Mut und den Willen zum Erfolg in den Jahren der großen Depression.
Und nach dem zweiten Weltkrieg führte der eigentlich mit 40 Jahren schon zu alte Bradman das junge australische Team auf seiner Abschiedstour von Sieg zu Sieg. „The Invincibles“ (Die Unbesiegbaren) beendeten eine Test Tour gegen England, wie sie es vorher und auch später nie wieder gab.
Lediglich im allerletzten Spiel seine Lebens bot er eine seiner schlechtesten Leistungen, die ihm sogar seinen Schlag Durchschnitt auf unter 100 verschlechterte Er hatte vor Rührung Tränen in den Augen und konnte deshalb oft den Ball nicht richtig erkennen. Trotzdem wurde er mit Beifall und Hochrufen der englischen Zuschauer und der Spieler des englischen Cricket Teams verabschiedet. Und der Spruch „He’s out!“ wurde zum Hoffnungsträger für nun wieder eventuell folgende englische Siege. „The Nightmare“ des englischen Cricket Teams ging in den sportlichen Ruhestand. Mit seinem Aufhören gab es auch keine Möglichkeit eines eventuellen Spiels auf dem Boden von Neu Seeland, wo er bis dahin nie sportlich tätig war, mehr.
Natürlich haben die Statistiker die Ergebnisse des „Jahrhundertspielers“ immer wieder nach allen Richtungen ausgewertet. Man kann es drehen und wenden, wie man will. Keiner der weltbesten Kricketspieler kann ihm das Wasser reichen. Selbst der Inder Lara kommt im Durchschnitt der im Spiel erreichten 300 Punkte (oder mehr) nicht an Bradman ran.
So ist der Feststellung in seiner von Wisden geschriebenen Biographie „Bradman ist das größte Phänomen in der Geschichte des Krickets, und in der Tat auch in der Geschichte aller Ballspiele“ unwidersprochen".
Da hilft vielleicht eine kleine Statistik aus „The Best of the Best“ von Charles Davis. Eine Statistik, die versucht Standartabweichungen in den Leistungen berühmter Sportler mit den Methoden der Statistik vergleichbar zu machen. Die Ergebnisse sind sehr interessant. Und Bradman dominiert vor Pele, Ty Cobb (Baseball), Jack Nicklaus (Golf), Michael Jordan (Basketball) und Björn Borg (Tennis).
Bradman hatte seine Jugendliebe Jessie geheiratet, die 1997 starb. Das Ehepaar hatte drei Kinder.
Eigentlich war Donald Bradman immer ein reservierte und zurückhaltender Mensch. Auch im Umgang mit den Sportskameraden. Das änderte aber nichts an seiner Grundseinstellung, in der Anerkennung des Partners und Nächstenliebe dominierten. Als Master Mason erreichte er den dritten Grad der Rangstufe der Freimaurer. Bradman war ein überzeugter Freimaurer und stand auch öffentlich zu deren Ideen.
Er war zeitlebens ein überzeugter Nichtraucher. Erstaunlich für die damalige Zeit.
Trotz seiner sportlichen Erfolge wurde Bradman bei der Musterung im zweiten Weltkrieg für untauglich befunden.
Seine Bücher über Krickettechnik und die Taktik der Kricketspiels werden noch heute als Klassiker viel gelesen.
Nach dem Sport arbeitet Bradman als Börsenmakler. Wohl nicht mit dem gleichen Erfolg wie beim Sport. Im November 2001 wurde die Rolle Bradmans beim Konkurs seiner Firma veröffentlicht. Angeblich soll er sich dabei persönlich bereichert haben.
Über 30 Jahre arbeitet er im Kricketverband seines Landes in verantwortlicher Position für die Spielerauswahl. Außerdem führte er als Leitungsmitglied auch die Verhandlungen über die „World Series Cricket“. Nicht immer ohne Konflikte im eigenen Verband.
An Ehrungen hat es im Leben des Sir Donald Bradman nicht gemangelt.
1949 zum Ritter geschlagen, 1979 erhielt er den höchsten zivilen Orden Australiens (Companion of the Order of Australia), 1996 war er der Anlass für die Gründung der Australian Cricket Hall of Fame. 2000 befand eine internationale Gruppe von Experten, dass Bradman einer der fünf Wisden Cricketers des Jahrhunderts ist. Er war der einzige, der auf allen Stimmzetteln der 100 Juroren stand.
Drei Lieder sind über ihn von bekannten Künstlern komponiert worden.
Die TV Serie „Bodyline“ 1984 beschäftigte sich mit der oben erwähnten englischen Taktik im Spiel gegen Bradman.
In Adelaide wurde nach seinem Tod die Burbridge Road, eine Hauptverkehrsstraße, in Sir Donald Bradman Drive umbenannt.
Der Name „Bradman“ wird durch ein eingetragenes Warenzeichen von der Regierung geschützt, und darf nicht für irgendwelche Handelsartikel genutzt werden.
Nach seinem Tod ließ die Regierung zur Erinnerung eine 20 Cent Münze mit seinem Konterfei prägen.
Eine auch nur in Down under mögliche Besonderheit. Die Post office box number des Börsenmaklers (BOX 9994) entsprach genau der Zahl seines Punktedurchschnittes. Dies tat man, um den berühmten Sportler zu ehren.
Seine Anhänger und Bewunderer verabschiedeten sich von Sir Don mit
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„Thank you, Sir, for your gift to cricket” und mit einem “Sir Don, may you rest in peace!”

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Hallo Freunde, wie soll es mit den Beiträgen in dieser Kategorie weiter gehen? Natürlich weiß ich noch eine ganze Menge über wirklich große australische Sportler, die auch im Privatleben Vorbilder sind oder waren. Aber muß ich das ganz allein machen?
Also, wenn ich das soll, dann würde ich über Mark Schwarzer zum Beispiel hier nichts schreiben. Ein toller Torwart! Das steht außer Frage. Aber passt er in die bisherige Galerie? Kann man einen Fritz Walter im gleichen Atemzug mit einem Ballack nennen? Ich kann das nicht.
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Also gut. Übers Wochenende schreibe ich noch die Geschichte über die berühmteste australische Leichtathletin.
Wenn dann bis April von Euch niemand weitermacht beginne ich mit den Stories über die Schwimmer.
Kennt eigentlich jemand von Euch Boy Charlton? Und wie Sydney seiner gedenkt?
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